Heute ist mein zehnter Jahrestag. Heute bin ich seit zehn Jahren in Leipzig. Völlig verrückt, wenn ihr mich fragt. Ich weiß noch ganz genau, wer ich war als ich hier angekommen bin.
{Jung, naiv und idealistisch.}
Ich wollte so schnell wie möglich wieder weg, maximal die drei Jahre Ausbildung absitzen und dann wieder in die große weite Welt entschwinden. Nein, es war wirklich keine Liebe auf den ersten Blick.
Meine norddeutschen Freunde hatten immer etwas Mitleid mit mir, wer freiwillig in den Osten geht, mit dem kann doch etwas nicht so ganz stimmen. Skepsis und Vorurteile gegenüber meines neuen Wohnortes waren an der Tagesordnung, und auch bei mir floss die eine oder andere Träne. (Ok, sie hätten wahrscheinlich den Cospudener See füllen können.)
Damals gab es noch kein „Hypezig“, kein „Lindenow“ und keine Artikel im New Yorker, dass Leipzig das neue Berlin sei.
Wohnungen wurden einem quasi hinter her geworfen, von der ersten Liga hätte man nicht mal zu träumen gewagt und auch sonst war noch alles ziemlich anders.
Insbesondere mein Stötteritzer Nachbar, ein älterer Mann, sorgte in diesen Tagen für einige Verwirrung bei mir. Fast jeden Tag traf ich ihn im Hausflur und verstand kaum ein Wort von dem was er (mit starkem Dialekt) sagte. ? Aufgrund der zwei riesigen Doggen, seiner Muskelshirts und Leoparden-Leggins nannte ich ihn fortan den „Leoparden-Opa“. Ich hab ihn nie vergessen.
Wenn ich an die letzten zehn Jahre denke, fallen mir vor allem die Menschen ein, die meinen Weg begleitet haben. Die Freundinnen, die meine Hand gehalten haben, als ich von der Liebe so richtig eins auf die Fresse bekommen habe. Der Tag als mein Blinddarm entzündet war und meine französische Freundin Sarah nachts in der Notaufnahme bei mir saß, mich beruhigte und Anatomie für ein Testat am nächsten morgen lernte. Der Blinddarm ist Geschichte, aber unsere Freundschaft ist es nicht.
Mit Eugen Epp im Werk II. bei Tex, Lena und ihre Katze Jenny, Daniela und unsere New York Reise, die wunderbare Anne. So tolle Freunde, die ich ohne Leipzig nie kennengelernt hätte und absolut nicht missen möchte.
Leipzig scheint ein Magnet für tolle Menschen zu sein, denn auch jetzt noch lerne ich ständig neue, wunderbare Leute kennen.
❤️
Die ersten Jahre in Leipzig könnte man auch als Sturm und Drang Zeit beschreiben. Eine vermeintliche „Katastrophe“ folgte der nächsten, die Partys waren legendär, ebenso wie unsere Abende am See oder im Park. Man war nie allein und ständig in einer großen Gruppe von Freunden unterwegs. Wir fühlten uns lebendig, frei und alles war möglich. Meine besten Freunde aus dieser Zeit haben alle Leipzig V I E L mehr geliebt als ich. Trotzdem bin ich noch da, und sie hat es in alle Teile Deutschlands und sogar nach Schweden getrieben.
Warum? Weil man viele Pläne machen kann, aber in wen man sich verliebt kann man einfach nicht planen.
Das passiert eben meistens genau dann, wenn man am wenigsten damit rechnet.
So sitze ich hier neben meinem Urleipziger Mann und meinen zwei Leipziger Kindern und freu mich, dass es manchmal eine Liebe auf den zweiten Blick gibt. In diesem Fall ist es Leipzig.
Damit Ihr vielleicht auch noch etwas neues entdeckt, sind hier meine zehn Lieblingsorte in Leipzig :
1. Der Zoo.
Der Leipziger Zoo ist einfach besonders schön und liebevoll gestaltet, im Palmensaal gibt es das leckerste Frühstück und die beste Pizza. Am Ausgang im Godwanaland gibt es unser Lieblingseis und wenn ich die Giraffen und dahinter das Rosental sehe, fühle ich mich wie im Urlaub.
2. Die Albertina
Via Google Images.
Ich liebe diesen Ort. Wenn ich hier lerne, fühle ich mich wie Rory Gilmore. Es ist einfach ein toller Ort um an seinem Unikram zu arbeiten, sich gegenseitig mit Kaffee und Quatsch vom Lernen abzuhalten und sich zu motivieren.
3. Plagwitz und das Kartoffelfräulein.
Plagwitz. Mein Lieblingsstadtteil.
Via Prinz.de
Die Spinnerei, den Kanal, das kreative Flair. Im Kartoffelfräulein essen wir so gern. Schaut mal dort vorbei.
4. Connewitz (Insbesondere das Elisabeth-Krankenhaus ?).
Klingt vielleicht komisch, aber ich liebe Krankenhäuser. Und das, wo meine beiden Kinder zur Welt kamen ganz besonders. Ich werde immer so emotional, wenn wir durch Connewitz fahren. Der Wildpark ist wunderschön und im Werk II gibt es einen tollen Weihnachtsmarkt.
5. Starbucks am Augustusplatz
Kaffeetrinken gehen ist sowieso mein Hobby und ich mag es, dass ich überall auf der Welt das gleiche trinken kann. Das gibt mir irgendwie ein Gefühl von Sicherheit und Zuhause. Die Location ist super, denn sie ist a. zentral b. einen Katzensprung von meinem Lieblingsladen entfernt und c. super um Leute zu beobachten.
6. Die Karli
Im Alcapulco auf der Hollywoodschaukel sitzen, Tacos essen und vom Tag erzählen, es gibt nichts besseres.
7. Waldstraßenviertel
Abends durch das Rosental und die Leibnizstrasse schlendern, bei „Eugen-Eis“ Softeis essen und das Leben genießen. Wir haben dreieinhalb Jahre in diesem schönen Viertel gewohnt und ich finde es ist eines der schönsten in Leipzig.
8. Hans-Poeche-Str. 11.
Hier haben wir geheiratet, ich hab meine beste Freundin Hanna kennengelernt und so viele andere wundervolle Menschen getroffen. Unsere Heimat!
9. Das Lieblingswerk.
Ich könnte jeden Tag hier Porzellan bemalen, Kaffee trinken und künstlerisch tätig sein. Absolute Empfehlung an alle kreativen Herzen.
10. Mein Zuhause.
Wir wohnen zur Zeit in einer umgebauten Fabrik, und ich liebe es. Ich freu mich jeden Tag, wenn ich nach Hause komme über unsere Wohnung und die Menschen mit denen ich sie teile.
Oh man, das war echt schwer. Leipzig ist aber auch wirklich eine tolle Stadt. Die Seen, die Parks, die Innenstadt. Mein Lieblingscafé ist übrigens das Jeepney in Gohlis, leider schaffe ich es viel zu selten in diese Ecke. Heimlicher Traum von uns ist es, so ein Café zu eröffnen. Softeis, Waffeln und frische Crêpes. Vielleicht eines Tages..
Wo ich tatsächlich noch nie war? In Thekla, auf dem Fockeberg und im Theater. Das steht auf meiner Leipzig-To-Do-Liste.
Was ist Euer Lieblingsort?
Werbung für Langnese? Bitte nicht! 😉
Ansonsten bin ich sehr gespannt auf das neue Stadtmagazin!
Liebste Grüße
Liebe Claudia, ich denke dass unsere Gastautorin Sarah hier keine versteckte Werbebotschaft senden wollte. 😉 Wir freuen uns, dass dich unser neues Magazin interessiert und hoffen, dass du immer mal wieder reinliest! Viele Grüße, Bella
Ich bin jetzt seit 3,5 Jahren in Leipzig und hierher zu ziehen war die beste Entscheidung unseres Lebens!
Übrigens arbeite ich um die Ecke vom Jeepney – habe es aber tatsächlich bisher leider noch nicht dort hinein geschafft.
Ich habe gehört, dass Jeepney soll super lecker sein, aber nicht explizit kinderfreundlich….