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Gefühlsstarke Kinder

Gefühlsstarke Kinder sind kein neues Phänomen.

Es gab sie schon immer, und es ist ihnen nicht besonders gut ergangen. Sie galten als schwierig und widerspenstig, als Heulsusen und Unruhestifter, und vor allem: als schwer erziehbar, was in den vergangenen Jahrhunderten in unserer westlichen Erziehungskultur eine absolute Todsünde darstellte. Grausame Maßnahmen kamen zum Einsatz, um aus der Reihe tanzende Kinder auf Linie zu bringen.

Viele wurden sowohl in der Schule als auch zu Hause beschämt und bestraft, beleidigt und gequält, und gingen aus diesem Martyrium als gebrochene Menschen heraus.

In den vergangenen gut siebzig Jahren seit dem Ende der Nazi-Diktatur hat sich der Umgang mit „schwierigen Kindern“ in Deutschland zum Glück nach und nach zum Positiven gewandelt: Nach Kriegsende nahm der Einsatz so genannter Körperstrafen in allen vier Besatzungszonen bereits significant ab. In der DDR war Lehrerinnen und Lehrern das Schlagen ihrer Schützlinge bereits ab dem Jahr 1949 verboten, in der Bundesrepublik verschwand die Prügelstrafe 1973 unter dem Einfluss der neuen sozialen Bewegungen im Gefolge der 68er endgültig aus den Schulen. Doch vor körperlicher und seelischer Gewalt durch die eigenen Eltern waren widerspenstige Kinder dadurch noch lange nicht geschützt. Und so kam es, dass das Schlagen ungehorsamer Kinder, zwar öffentlich zusehends gesellschaftlich geächtet, hinter verschlossenen Türen bis in die 1990er-Jahre hinein aber immer noch weit verbreitet war. Gleichzeitig etablierten sich nichtkörperliche Strafen als augenscheinlich kinderfreundliche Alternative zum Verhauen: Kinder wurden jetzt zusehends mit Ausschluss von der Gemeinschaft, Wegnahme von Privilegien und Liebesentzug bestraft. Diese Form seelischer Gewalt – für jedes Kind belastend und schlimm –  hat für Mädchen und Jungen mit einer hoch sensiblen, impulsiven Grundpersönlichkeit besonders gravierende seelische Folgen: Sie werden dadurch nicht nur zutiefst verletzt, sondern müssen auch eine schier übermenschliche Härte gegen sich selbst entwickeln, um die intensiven Gefühle, die die Bestrafung in ihnen auslöst, nicht sichtbar zum Ausdruck bringen – sonst würden sie dafür ja erneut bestraft….“

Mehr von gefühlsstarken Kindern und wie man sie verstehen und begleiten kann, findest du in Nora Imlau´s Buch „So viel Freude, so viel Wut.“

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